In München leben mittlerweile fast 46.000 Hunde. Viele davon sind Tierschutzhunde aus dem Ausland.
Wenn Du gerade einen Hund aus dem Tierschutz aufgenommen hast oder darüber nachdenkst, einen zu adoptieren, ist dieser Artikel für Dich. Mit den richtigen Tipps kannst Du Deinem Hund helfen, gut in München und bei Dir anzukommen.
Tipp 1: Gib Deinem Hund Zeit
Viele Tierschutzhunde – besonders aus dem Ausland – haben noch nie in einer Stadt(-wohnung) gelebt. Sie kennen vielleicht keine Treppen, nicht die Geräusche einer Waschmaschine, keine Lastenfahrräder oder E-Scooter, die durch die Straßen fahren. Manche haben auf der Straße gelebt, andere im Tierheim. Das bedeutet: Sie müssen ihr neues Zuhause erstmal kennenlernen.
Was Du tun kannst:
Habe Geduld und Verständnis. Wenn Du verstehst, warum Dein Hund erschrocken reagiert, wenn z. B. jemand auf einem Skateboard vorbeirattert oder eine Brücke ganz schön unheimlich wirkt, hilft Dir das schon enorm. Setze Dir keine unrealistischen Zeitfenster. Feiere kleine Fortschritte: Der erste entspannte Moment auf dem Sofa, der erste Blick zu Dir in einer unsicheren Situation.
Konkret für München: Plane nicht direkt einen Besuch auf dem Viktualienmarkt ein. Gib Deinem Hund erstmal Zeit, Euer Zuhause und Euer Viertel kennenzulernen.
Tipp 2: Vermeide Reizüberflutung
Viele Tierschutzhunde kennen das Großstadtleben nicht. Was für uns normal ist, ist für sie oft purer Stress. Sie kennen keine
- Straßenbahnen und U-Bahnen
- Menschenmassen
- Fahrradfahrer, die nah vorbeirasen
- Autos, Motorräder, Busse
- Große Menschenmengen in Einkaufsstraßen
Stell Dir vor, Du wachst morgen in einer komplett fremden Welt auf, in der Du die Sprache und Gepflogenheiten nicht verstehst und in der auch Dich niemand versteht. Genau so fühlt sich Dein Hund.
Was Du tun kannst:
Weniger ist mehr. Plane nicht direkt in den ersten Tagen große Besuchergruppen bei Dir daheim. Ich verstehe total, dass man seinen Hund am liebsten sofort der ganzen Welt zeigen möchte. Aber es könnte für den Anfang etwas zu viel sein.
Schaffe zuhause Rückzugsmöglichkeiten. Dein Hund braucht einen sicheren Ort in Deiner Wohnung/im Haus, an dem er sich zurückziehen kann – eine Decke, eine Box, ein Körbchen in einer Ecke. Dort ist sein Safe Space, in dem er in Ruhe gelassen wird.
Tipp 3: Sei eine Stütze für Deinen Hund
Hunde sind ganz unterschiedlich. Die einen sind in neuen Situationen neugierig und mutig, andere sehr unsicher und abwartend. Wenn Dein Hund Unsicherheit zeigt, lass ihn nicht alleine damit. Die Zeiten von „Da muss er alleine durch” sind zum Glück längst vorbei. Wärst Du nicht auch froh, wenn Du jemanden an Deiner Seite hast, der mit Dir gemeinsam durch eine schwierige Situation geht?
Was Du tun kannst:
Vermittle Normalität. Bleib ruhig und entspannt. Dein Hund sieht dann: “Mein Mensch ist entspannt, also kann ich es auch sein.” Das gibt ihm Sicherheit.
Tipp 4: Gib Halt statt Mitleid
Ja, vielleicht hat Dein Tierschutzhund vorher etwas Schwieriges erlebt. Vielleicht aber auch nicht – vielleicht hat er sich auf der Straße eigentlich ganz gut arrangiert. Wenn Dein Tierschutzhund jetzt Unsicherheiten zeigt, heißt das nicht automatisch, dass er traumatisiert ist. Viel häufiger ist es so: Er kennt bestimmte Dinge einfach noch nicht. Was auch wichtig ist: Hunde leben im Hier und Jetzt. Kein Hund denkt sich „Diese Person hat mich gerettet, ich bin ihr ewig dankbar!”. Das ist eine sehr menschliche Vorstellung.
Was Du tun kannst:
Sei für Deinen Hund da. Das bedeutet: Wenn er unsicher ist, lass ihn nicht alleine damit (wie in Tipp 3). Gib ihm Orientierung. Routinen können dabei helfen – z. B. durch ähnliche Fütterungs- und Gassi-Zeiten.
Tipp 5: Vergleiche Dich nicht mit anderen
Sich mit anderen zu vergleichen, ist total menschlich – gerade in den ersten Wochen mit Tierschutzhund. Du siehst andere Mensch-Hund-Teams am Glockenbach oder an der Isar und denkst vielleicht: “Warum klappt das bei denen so gut?” Aber Du siehst immer nur einen ganz kleinen Ausschnitt. Du kennst deren Vorgeschichte nicht, Du weißt nicht, ob sie schon Monate trainiert haben. Vielleicht ist der andere Hund auch einfach ein ganz anderer Typ – und hat dafür andere Baustellen, die Du gerade nicht siehst.
Was Du tun kannst:
Versuche, bei Dir zu bleiben. Ihr macht Dinge in Eurem Tempo und es dauert so lange, wie es eben dauert. Behalte den Fokus bei Euch. Es geht um Euer Miteinander – nicht um den Vergleich mit anderen.
Fazit: Die ersten Wochen sind wichtig.
Die ersten Wochen mit einem Tierschutzhund sind eine besondere Zeit. Mit Geduld, Verständnis und den richtigen Schritten kannst Du Deinem Hund helfen, in München und bei Dir anzukommen.
Die 5 Tipps nochmal kurz:
1. Gib Deinem Hund Zeit
2. Vermeide Reizüberflutung
3. Sei eine Stütze
4. Gib Halt statt Mitleid
5. Vergleiche Dich nicht
Du brauchst Unterstützung mit Deinem Tierschutzhund?
Ich arbeite besonders gerne mit Tierschutzhunden und begleite Dich und Deinen Hund von Anfang an – im Rosengarten, an der Isar, in den Frühlingsanlagen oder direkt bei Dir zu Hause. Gemeinsam schauen wir, wo Dein Hund gerade steht und was er braucht, um in München anzukommen.
Melde Dich gerne für ein kostenloses Erstgespräch.
Über die Autorin:
Denise von Zamperl Amore ist Hundetrainerin in München mit Spezialisierung auf Tierschutzhunde und jagdlich motivierte Hunde. Sie arbeitet hauptsächlich in Untergiesing, der Au, dem Glockenbachviertel und dem Dreimühlenviertel – individuell, alltagsnah und immer mit Blick auf die echte Lebensrealität von Hund und Mensch.
